Die Förderung der Selbstregulation durch Bewegung, Spiel und Sport


Selbstregulation und exekutive funktionen

Die Fähigkeit zur Selbstregulation ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen, ihre Aufmerksamkeit, ihr Verhalten und auch ihre Emotionen bewusst steuern zu können. Der Selbstregulation liegen die sogenannten exekutiven Funktionen zugrunde. Diese sind in einem neuronalen Netzwerk lokalisiert, in dem das Stirnhirn mit seinen weitreichenden Verbindungen zu anderen Gehirnstrukturen eine wichtige Rolle spielt. Dem Stirnhirn werden unter anderem das Arbeitsgedächtnis, die Fähigkeit zur Inhibition und damit zur Impulskontrolle und zum Belohnungsaufschub sowie die kognitive Flexibilität zugeordnet.

 

Mit Einsatz des Arbeitsgedächtnisses können Kinder und Jugendliche Informationen, wie die Anweisungen des Trainers oder Übungsleiters, kurzzeitig speichern und mit den gespeicherten Informationen arbeiten. Mit Hilfe der Inhibition sind sie in der Lage, spontane Impulse zu unterdrücken, die Aufmerksamkeit willentlich zu lenken und Störreize auszublenden. Die kognitive Flexibilität ist die Fähigkeit, den Fokus der Aufmerksamkeit und Konzentration zu wechseln, sich schnell auf neue Situationen einstellen und andere Perspektiven einnehmen zu können.


Warum sollte man exekutive Funktionen und Selbstregulation Fördern?

In der kognitiven Neurowissenschaft und in der Entwicklungspsychologie konnte in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt werden, dass sich das Training der exekutiven Funktionen und der Selbstregulation positiv auf die Lernleistung und auf sozial-emotionale Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen auswirkt. Sie lernen, ihr Denken, ihr Handeln und auch ihre Emotionen zu lenken und Stress oder Angst (zum Beispiel vor Klassenarbeiten) gezielt zu steuern. So können sie ein höheres Maß an Konzentrationsfähigkeit, Frustrationstoleranz, Reflexionsfähigkeit, Mitgefühl und Selbstbeherr-schung entwickeln, wodurch sie das eigene Wohlbefinden steigern, das erworbene Wissen besser abrufen und leistungsfähiger sein können. In einem Satz: Das Training der exekutiven Funktionen und die Schulung der Selbstregulation sind grundlegende Voraussetzungen für schulische Lernleistungen und für eine gesunde sozial-emotionale Entwicklung.


WiE man diese wichtigen Funktionen und Fähigkeiten Fördern kann

Durch die unterschiedlichen Anforderungen, denen Kinder und Jugendliche in verschiedenen Sportarten ausgesetzt sind, lassen sich exekutive Funktionen und die Selbstregulation in Spiel und Sport bestens trainieren. Dabei treten sowohl akute Trainingseffekte zutage, die sich während oder unmittelbar nach der körperlichen Belastung einstellen, als auch langfristige positive Wirkungen, die durch regelmäßiges Training über mehrere Wochen und Monate erzielt werden. Auffallend ist, dass die körperliche Fitness in allen Altersgruppen in einem positiven Zusammenhang mit gut ausgebildeten exekutiven Funktionen steht, was für ein regelmäßiges sportliches Training spricht.

Das Training der selbstregulativen Fähigkeiten findet – wie jeder Lernprozess – im Gehirn an den Synapsen statt. Da Synapsen langsam lernen, sind Wiederholungen für ein erfolgreiches Lernen notwendig, und dies gilt für das motorische Lernen ebenso wie für das Erlernen der Selbstregulation. Das Erlernen der Selbstregulation benötigt wie das Training im Sport viel Zeit und Übung. Es erfordert von den Pädagogen, Übungsleitern und Trainern vor allem eines: Geduld, und zwar Geduld insbesondere mit Kindern, die zunächst noch größere Schwierigkeiten damit haben, ihr Denken, ihr Verhalten und ihre Emotionen zu regulieren. Da das Gehirn nicht einzelne Erfahrungen, sondern allgemeine Regeln speichert, unterstützen klare wiederkehrende Regeln, Strukturen und Rituale Kinder und Jugendliche dabei, sich zunehmend besser steuern zu können.